Gedanken zur Podiumsdiskussion der Friedensregion Bodensee
Am 07. Februar hatte der Verein Friedensregion Bodensee e. V. Vertreter der für den Bundestag kandidierenden Parteien zu einer Podiumsdiskussion zur Friedenspolitik eingeladen. Von SPD, B90/DIE GRÜNEN und DIE Linke nahmen die jeweiligen Direktkandidaten teil. Der Kandiddat der FDP hatte kurzfristig abgesagt, ebenso wie der Vertreter des Direktkandidaten der CDU. Die Direktkandidatin der AFD scheint es generell nicht für nötig zu halten, an Diskussionen in ihrem Wahlkreis teilzunehmen und schickte einen Vertreter. Das BSW, obwohl im Wahlkreis mangels Kandidat*in überhaupt nicht wählbar, durfte trotzdem einen Vertreter schicken. Und hier beginnen die Merkwürdigkeiten eines sehr schrägen Verständnisses von Diskussionskultur und Demokratie.
Ich zolle dem Verein sehr viel Respekt dafür, dass es ihm gelungen ist, diese Veranstaltung auf die Beine zu stellen, wohl auch mit den Widrigkeiten der Ortswahl souverän umzugehen (Umzug der Veranstaltung von Überlingen ins GZH Friedrichshafen).
Ich persönlich unterschreibe die meisten der Ziele, die der Verein auf seiner Homepage auflistet. Wer wollte auch nicht zustimmen, dass die Welt Frieden braucht. Und selbstverständlich bedroht der Klimawandel und seine Folgen massiv den Frieden auf der Welt. Und natürlich ist das Festhalten an einer wachtumsabhängigen Wirtschaftsordnung ein Friedensrisiko, um genauer zu sein: Das ist einer der, wenn nicht sogar DER Haupttreiber von Ungleichheit und Zerstörung auf unserem Planeten.
Nur: Um all diese Dinge schien es dann auf der Veranstaltung gar nicht zu gehen.
Bereits die Einleitung machte deutlich, wohin die Reise gehen wird: Die Nichtteilnahme der CDU und FDP Vertreter wurde nicht etwa nur mitgeteilt, sondern gleich mit einer abwertenden Bedeutung versehen, aus dem friedensliebenden Publikum kamen Buhrufe. Dies hat sich die Vertreterin des Vereins nicht etwa verbeten, sondern noch einmal eher unsubtil durchblicken lassen, dass die Gründe keine positiven seien.
Das finde ich sehr bemerkenswert von einem Verein, der auf seiner Homepage damit wirbt, dass Konflikte statt mit Waffen, besser mit modernen, dialogorientierten Moderations- und Mediationsverfahren gelöst werden sollten. Hat sie vergessen, dass dazu auch gehört, den Handlungen der anderen eine wohlwollende Interpretation betreff der Beweggründe zu unterstellen?
Und genau diese Diskrepanz zwischen propagierten Methoden und eigenem Handeln zog sich dann durch die ganze Veranstaltung.
Der Moderator, oder sollte ich besser sagen, Dirigent der Veranstaltung, der Journalist Andreas Zumach, ließ nicht wirklich eine Diskussion zu.
Sobald, speziell Leon Hahn für die SPD und Ahmad Al Hamidi in ihren Antworten auf die Fragen deutlich machten, dass die Frage von Waffengewalt zur Friedenssicherung eben nicht eine einfache, sondern eine extrem komplexe ist, die viele Aspekte beinhaltet. Dass es zeitliche Perspektiven gibt, dass, um Dialog in Konflikten zu führen, zunächst einmal alle Partner sicher sein müssen und auf Augenhöhe agieren, dass es nicht um „entweder/oder“, sondern um „sowohl als auch“ geht, fuhr Andreas Zumach harsch dazwischen. Er wolle jetzt ein „Ja“ oder ein „Nein“.
Schade. Hier wurde eine Riesenchance vertan. Es war gelungen, Menschen mit sehr unterschiedlichen Ansichten gemeinsam auf ein Podium zu bringen. Es wäre die Möglichkeit gewesen, zu demonstrieren, wie trotz unterschiedlicher Positionen und Sichtweisen ein echter Dialog geführt werden kann.
So bleibt nur der schale Nachgeschmack, dass ein Tribunal abgehalten wurde, in dem die Angeklagten und Schuldigen von vornherein feststanden.
Die notwendige Friedensdiskussion hätte ein würdigeres Format verdient gehabt.
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